Zum Festgottesdienst am Sonntag, 24.6.2018 um 10 Uhr in St. Johann Baptist führt der Kirchenchor die »Misa Criolla« von Ariel Ramírez auf.

    Der argentinische Komponist und Pianist Ariel Ramírez (1921-2010) hatte enge Beziehungen zu Europa und Deutschland. Sein Schaffen ist tief in der Musiktradition Lateinamerikas verwurzelt. In seiner »Kreolischen Messe« für Sologesang, Chor, Schlagzeug, Cembalo und traditionelle Instrumenten der Anden vereinen sich lateinamerikanische mit europäischen Elementen. Das Werk zählt in Lateinamerika zu den populärsten Werken christlicher Musik.

   Entstanden kurz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1962, das als Liturgiesprache auch die jeweilige Landessprache erlaubte, liegt der Messe ein kastilischer Text zugrunde, der die Elemente der römisch-katholischen Liturgie aufgreift. Jedem Satz ist ein lateinamerikanischer Tanz oder Rhythmus zugeordnet; jeder klingt auf seine Weise bewegt und bewegend: Das Kyrie, in dem Rhythmus der Anden »Vidala-baguala«, erinnert in seiner Solopartie an die Weite, die Einsamkeit und die Öde der Hochebene. Das Gloria verwendet den »Carnavalito yaravi« (im 2/4-Takt und Moll) die argentinische Variante des Karnevals, einen der am weitesten verbreiteten Tänze der Hochebenen im Nordwesten Argentiniens, Boliviens und Perus. Bei dem besessenen Rhythmus des Credo handelt es sich um die »Chacarera trunca« aus Santiago del Estero, einer Provinz im Norden Argentiniens. Der Karneval kehrt wieder im Sanctus, diesmal jedoch haben wir es mit dem bolivianischen Typus zu tun – der Tripelrhythmus und die Dur-Tonart sind typisch für die Cochabamba. Das Gebet für den Frieden im Agnus Dei ist im lyrischen »Estilo pampeano« (dem Stil der südamerikanischen Grasebene) gehalten.
     Trotz des tiefen Ernstes der »Misa Criolla« besitzt das Werk ein unverwechselbar südamerikanisches Fluidum und spricht jeden Hörer durch seine fesselnde Rhythmik, seine melodische Eindringlichkeit und den mitreißenden Wechselgesängen zwischen Solisten und Chor an.
     Die »Misa Criolla« wurde vom Kirchenchor St. Johann erstmals im Jahr 2007 zum 50-jährigen Chorjubiläum aufgeführt.